Zwischen neun und zwölf Uhr würden meine im Online-Shop von IKEA bestellten Möbel geliefert, hatte mir die Speditionsangestellte ein paar Tage vorher am Telefon mitgeteilt. Die Chauffeure, so sagte sie weiter, würden mich eine Stunde vor Eintreffen anrufen.
Ich fahre also in die neue, noch komplett leere Wohnung und warte auf den Anruf. Die Zeit vertreibe ich mir, indem ich die Gebrauchsanweisungen der Küchengeräte studiere. So erfahre ich unter anderem, dass es absolut normal sei, wenn sich das Licht im Kühlschrank bei geschlossener Tür ab und zu einschalte.
Schön und gut, denke ich, nur: Wie merke ich, dass sich das Licht einschaltet, wenn doch die Tür zu ist? Bis jetzt habe ich sowieso noch nicht herausgefunden, wie der Kühlschrank überhaupt einzuschalten ist. Um 9:20 Uhr, nachdem ich auf dem Küchenboden herumgekrochen bin, entdecke ich unter dem Kühlschrank eine Fuge, in der ein nicht angeschlossenes Kabel liegt. Mit einiger Mühe - die Fuge ist sehr eng - stecke ich es ein, und wirklich: Die Kühlung springt an und das Licht beginnt zu leuchten.
Um 10:45 Uhr dann der Anruf: Sie würden zwischen zwölf und dreizehn Uhr ankommen, sagt einer der Chauffeure.
12:30 Uhr: Die Lieferung
Die Chauffeure wissen bereits, dass die Wohnung im vierten Stock liegt und dass das Haus keinen Lift hat. Zur Sicherheit fragt der eine bei der Ankunft nochmals nach, und ich sehe, wie er sein Gesicht verzieht, als ich es ihm bestätige. Nachdem er das erste Paket die vier Treppen hochgeschleppt hat, frage ich pro forma: "Kann ich Ihnen helfen?" Er überlegt einen Augenblick (oder vielleicht muss er auch einfach wieder zu Atem kommen), und ich befürchte schon, dass er "ja" sagt. Aber dann meint er: "Nein, es geht schon."
Sein Kollege hat inzwischen begonnen, die weiteren Möbel in einem Zwischenlager im zweiten Stock zu deponieren, sodass der andere nur noch zwei Stockwerke hinuntersteigen muss, um das nächste Paket zu holen. Nach etwa 15 bis 20 Minuten sind alle 27 Pakete in dem Zimmer, das mal mein Büro werden wird, deponiert und die ziemlich ausser Atem geratenen Chauffeure sind wieder abgefahren. Ihnen zu sagen, dass dann wahrscheinlich noch eine zweite Bestellung von mir folgt, habe ich nicht übers Herz gebracht.
12:51 bis 13:10 Uhr: Küchenstuhl Melker, Design: Lisa Norinder, 2 Stück à CHF 39.-
Die Küchenstühle vom Typ "Melker" sind die einzigen Möbel, die komplett montiert geliefert wurden. Ich geniesse es einen Moment lang, zum ersten Mal in meiner Wohnung sitzen zu können. Aber es dauert dann nochmals knapp 20 Minuten, bis ich die Plastikfolie, mit der die Stuhlbeine umwickelt sind, restlos abgeklaubt habe.
13:22 bis 14:01 Uhr: Küchentisch Mella, CHF 59.-
Der Küchentisch "Mella" passt zu den Melker-Stühlen. Die Version für 2 Personen ist 75x75 gross. Handwerklich völlig ungeübt, wie ich bin, denke ich, dass dies das einfachste Teil zum Zusammenbauen ist, und fange damit an.
Die Montage ist kein grosses Problem, abgesehen davon, dass ich keinen Schraubenzieher habe und mit dem Taschenmesser arbeiten muss. Nach etwa 50 Minuten steht der Tisch, und der erste Raum der Wohnung ist fertig eingerichtet. Ich gönne mir eine Pause, gehe zum nahe gelegenen Supermarkt und vertilge nach meiner Rückkehr um Viertel vor drei mein spätes Mittagessen am neuen Küchentisch.
14:55 bis 16:36 Uhr: Bettgestell Vestby, Design: Jon Karlsson, CHF 39.-
Das soll mein Bett sein? denke ich, als ich die in Plastikfolie eingeschweissten Naturholzbalken und -latten in mein Schlafzimmer trage. Nach dem Öffnen der Folie sieht die Sache dann so aus:
Die Latten sind mit Heftklammern an zwei Stoffbändern befestigt. Einige der Latten müssen an drei Längsträger geschraubt werden, die übrigen werden nur durch den Zug der straff gespannten Stoffbänder in Position gehalten. Der Zusammenbau ist schweriger als erwartet: Da das Loch in einer Latte ungenau positioniert ist, liegt es zunächst zentimeterweit von dem Dübel im Längsträger entfernt, den es aufnehmen sollte. Ich würge und zwänge sicher eine halbe Stunde lang. Dabei löst sich eine Heftklammer am Stoffband, was aber nicht weiter schlimm ist, denn zum Glück gehört die entsprechende Latte zu denen, die auch verschraubt werden. Am Schluss sieht das Bettgestell so aus:
Ich schlafe jetzt dann also auf etwas, das so aussieht wie zwei nebeneinander liegende Euro-Paletten.
16:37 bis 16:43 Uhr: Matratze Sultan Forsbacka, CHF 290.-
An der Verpackung mit der Matratze Sultan Forsbacka könnte man sich einen Bruch heben. Da die Matratze, die eigentlich 16 cm dick ist, in komprimiertem Zustand in Plastik eingeschweisst wird, unterschätzt man ihr Gewicht. Zunächst nehme ich die Gebrauchsanleitung aus der Verpackung und lese sie durch. Sie belehrt mich, dass es vier Tage dauere, bis die Matratze ihre normale Grösse erreicht habe.
Ich nehme zur Kenntnis, dass ich also noch nicht so bald in der neuen Wohnung schlafen werde, packe die Matratze aus und lege sie aufs Bett.
Montag, 16:45 bis 16:50 Uhr: Sommer-/Winter-Bettdecke Mysa Säsong, CHF 59.-
Die Jahreszeitenbettdecke Mysa Säsong besteht aus zwei mit Klettverschlüssen zusammengehaltenen Hälften. Im Sommer kann die eine Hälfte entfernt werden. Obwohl die Matratze noch nicht gebrauchsbereit ist, lege ich die Decke aufs Bett.
Aber es fehlen ja noch andere Teile: Kissen sowie Bezüge für Kissen, Decke und Matratze sind bei IKEA Schweiz nicht im Online-Shop erhältlich (warum eigentlich nicht?). Also muss ich demnächst entweder persönlich im nächsten, leider nicht so nah gelegenen IKEA-Laden vorbei oder mich bei der Konkurrenz eindecken.
16:52 bis 18:08: Ablagetisch Vestby, Design: Jon Karlsson, CHF 14.95
Passend zum Bettgestell Vestby hat IKEA noch einen Ablagetisch, eine Kommode und einen Kleiderschrank vom selben Designer und mit demselben Namen im Angebot. Die Vestby-Serie gefällt mir wegen ihrer optischen Schlichtheit sehr gut, deshalb habe ich mich dafür entschieden, mein ganzes Schlafzimmer damit auszustatten. Dass es sich um die billigsten IKEA-Möbel überhaupt handelt, ist nur Zufall.
Ich entschliesse mich, den ersten Tag mit der Montage eines Vestby-Ablagetisches zu beenden. Nach dem Auspacken sieht die Auslegeordnung so aus:
Zunächst zeigt einem die Montageanleitung, die übrigens bei allen Möbeln konsequent nur aus Bildern besteht, wie die Schublade zu falten ist. Falten ist das richtige Wort, denn die Schublade besteht aus Plastik. Das Falten ist leider nicht so einfach, wie die Anleitung impliziert, denn eigentlich braucht man dazu drei Hände. Ich schaffe es mit Mühe.
Für einen zweiten Ablagetisch und zwei Kommoden werde ich noch neun weitere Schubladen falten müssen. Zum Glück wird mich am anderen Tag ein Gschpänli besuchen. Ich weiss jetzt, was ich mit B. zusammen machen werde.
Nachdem die Schublade fertig ist, nehme ich den eigentlichen Ablagetisch in Angriff. Der Zusammenbau ist nicht schwierig, und schon bald ist das Möbelchen fertig.
Dass es keine Rückwand hat und die Schublade sich somit auf beide Seiten öffnen lässt, sieht man übrigens auf keinem Katalogbild. Zusammen mit der Schublade sieht es so aus.
Am ersten Tag bin ich mit der Montage schon ziemlich weit gekommen. Aber ich habe jetzt genug geschraubt und fahre in die alte Wohnung, die immer noch mein Zuhause ist.