2006-01-28_Vitus

Gestern habe ich an der Tür eines schmuddeligen Geschäfts bei der Zürcher Sihlpost zum ersten Mal das Plakat zum neuen Film von Fredi Murer gesehen. Während ich mir immer noch nicht erklären kann, wie ich neulich ungefragt zu einer Einladung für die Vorpremière von "Grounding" gekommen bin, hatte ich mit "Vitus" tatsächlich ein bisschen etwas zu tun: Ich war ganz peripher an der Bereitstellung eines wichtigen Requisits beteiligt. Das reicht aber wohl kaum für eine Premièreneinladung.

Auf Fredi Murer bin ich sowieso nicht gut zu sprechen, denn er ist der Hauptgrund dafür, dass ich vor "Grounding" über sieben Jahre lang nicht mehr ins Kino gegangen bin. Seinen Film "Vollmond" von 1998 fand ich so schrecklich langatmig und so unglaublich kitschig, dass ich, nachdem ich gerade dem Hollywoodfilm abgeschworen hatte und meine ganze Hoffnung auf das einheimische Schaffen richtete, die Freude am Kino ganz verlor.

Ein paar Jahre zuvor, als "Vollmond" erst auf Papier in der Schublade von Murer existierte, hatte ich miterlebt, wie er während einer Gastvorlesung an der ETH Zürich die Frage eines Studenten nach seinem nächsten Projekt empört zurückwies: Die Frage sei beinahe so frech wie ein Blick in sein Schlafzimmer, sagte er. - Hätte er uns damals doch von "Vollmond" erzählt, dann hätten wir ihm sagen können, dass das nichts wird.

Das "Vitus"-Plakat mit seiner Cinema-Paradiso-artigen Kombination von altem Mann und kleinem Jungen lässt ja nun nicht gerade darauf schliessen, dass diesmal jede Kitschgefahr gebannt ist. Mal abwarten, was die Kritiker schreiben. Nur um "mein" Requisit zu sehen, werde ich sicher nicht ins Kino gehen. Der Film wird früh genug ins Fernsehen kommen.

Die angenehmste Erfahrung im Zusammenhang mit Dreharbeiten hatte ich im Sommer 2004 beim Film "Mein Name ist Eugen". Damals machte mir eine Produktionsassistentin namens Meret F. schöne Augen, um mich dazu zu bewegen, alles stehen und liegen zu lassen und etwas Bestimmtes für sie zu beschaffen. "Ich werde sehen, was ich machen kann", sagte ich. "Super", sagte die sympathische Meret, "wir werden uns in etwa einer halben Stunde bei Ihnen melden." Wie sie dann verzweifelt einen Zettel suchte und schliesslich eine Parkbusse aus ihrem Portmonnaie klaubte, um sich auf der Rückseite meine Telefonnummer zu notieren, war lustiger als manche Comedy-Szene. Meret sollte vor der Kamera stehen statt daneben, dachte ich.

Natürlich fand ich dann das, was die Filmleute suchten. Aber ob es tatsächlich verwendet wurde, werde ich auch erst erfahren, wenn "Mein Name ist Eugen" im Fernsehen läuft.