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Die Verblüffung, dass es mit der Altersdemenz so schnell gehen kann: In zwei Wochen vom Level einer Zwölfjährigen, mit der normale Gespräche möglich sind, auf das Level einer Dreijährigen, die sich nur lallend verständigen kann, die aber merkt, dass sie das, was sie sagen will, nicht ausdrücken kann, und deswegen fast zu weinen beginnt. Eben noch einigermassen gehfähig und zu Hause lebend, dann fünf Stürze in einer Woche, jetzt ein 80-jähriges Häufchen Elend im Rollstuhl im Altersheim.

Die Pflegerin und ihr routiniertes Mitgefühl mit dem Sohn: "S'esch mängisch no schwerig, gällid." Die unerfüllte Hoffnung, dass es mit professioneller Hilfe besser wird. Der sinnlose Traum, dass sich ein negatives Vorzeichen der jüngsten Zeit im Positiven wiederholen möge: Wenn es möglich war, dass nach einem einzelnen Tag mit verlorener Sprache am anderen Tag alles wieder gut war, gibt es da nicht auch die Chance auf das Umgekehrte? Die Fantasie, dass ich im Büro angerufen werde und von einem unerwarteten lichten Moment mit normaler Kommunikationsfähigkeit erfahre, Dauer ungewiss, "kommen Sie schnell!" Die Vorstellung, wie ich meinem Vorgesetzten sage, dass ich weg muss, und wie er besorgt fragt: "Geht es deiner Mutter schlechter?", und wie ich freudig antworte: "Nein, besser!"

Die Erkenntnis, dass das nicht passieren wird. Und dann doch das Highlight beim jüngsten Besuch im Heim. Die Ansprechbarkeit. Die besseren Reaktionen. Die Pflegerin, die mich nach meinem Vornamen fragt und dann sagt: "Ah, Sie sind Damian! Sie erzählt oft von Ihnen!"

Die Furcht vor dem nächsten Besuch, wenn alles wieder anders sein kann.