2006-07-30_girls

Ein allzu grosser Zufall war es ja nicht, als ich am letzten Sonntagabend um 19:00 Uhr auf der Rückfahrt von L. im Zug zwei junge Mädchen wiedersah, die schon um 13:00 Uhr auf der Hinfahrt in die Stadt denselben Zug genommen hatten wie ich.

Schon eher ein Zufall war es, als ich am selben Tag um 17:30 Uhr am Central in Zürich eine dunkelhaarige Frau aus einem Tram steigen und mich einen Moment lang verdutzt anschauen sah, die schon um 14:00 Uhr am Bahnhofquai neben mir aufs Tram gewartet hatte.

Und erst recht ein Zufall war es, als ich am selben Abend zu Hause auf meinen Videoaufnahmen des Tages (ich hatte in Z. eine neue Kamera ausprobiert) zwei Personen zu erkennen glaubte, von denen ich ziemlich sicher war oder mir einbildete, dass sie mir in der grossen Stadt unabhängig voneinander schon vor mehreren Jahren vor die Linse gekommen waren.

In solchen Situationen habe ich manchmal das Gefühl, dass das ganze Leben um mich herum extra für mich inszeniert ist: dass in dem Stück, das sich "Damians Leben" nennt, ein Regisseur einen Haufen gelangweilter Statisten mit dem Megafon aufscheucht ("Achtung, er kommt!"), bevor ich um die Ecke biege, dass dann alle eine Show abziehen, solange ich in der Szene bin, und dass die Statisten erleichtert zusammensinken, wenn ich wieder von der Bildfläche verschwunden bin.

Und dass der Regisseur manchmal nachher zu einem Statisten sagt: "Scheisse, ich glaube, er hat dich erkannt und hat bemerkt, dass du vor vier Stunden schon in der anderen Szene drin warst. In einer perfekt anonymen und beliebigen Welt gibt es das nicht, wir brauchen unbedingt noch mehr Statisten, damit so etwas nicht nochmal vorkommt."


2006-08-01_max_frisch_cd

Gerade noch rechtzeitig habe ich mir neulich das Hörbuch "Max Frisch - Leben und Werk" von Heinz Ludwig Arnold gesichert. Inzwischen ist die Doppel-CD offenbar vergriffen.

Ich habe das etwa zweieinhalbstündige, ursprünglich fürs Radio gemachte Feature auf meinen iPod überspielt und höre es mir ständig und immer wieder an. Das Gespräch mit Max Frisch und der Kommentar des Literaturwissenschafters Arnold sind genauso interessant wie eine Lektüre der Tagebücher und der anderen autobiografischen Werke von Frisch.

Einziger Kritikpunkt sind die Zitate aus den Originaltexten von Frisch: Diese werden von einem Schweizer Schauspieler nicht in schweizerischem Hochdeutsch gelesen, sondern in etwas, von dem er glaubt, dass Deutsche es für Schweizer Hochdeutsch halten. Völlig übertrieben und ziemlich lächerlich.


2006-07-25_stofftiere

Ich habe es noch nicht erwähnt, aber ich ziehe demnächst um und bin dabei, alles in Kisten zu verpacken. Vieles schmeisse ich weg, andere Sachen wie zum Beispiel Stofftiere, die im Estrich wieder zum Vorschein gekommen sind, landen bei Nachbarskindern. Aber alle meine Freunde aus der Kindheit wegzugeben, habe ich dann doch nicht übers Herz gebracht. Den herzigen beigen Bären (2. v. rechts) und den Knorrli habe ich wieder aus der Kiste genommen und behalten. Und die allerliebsten Stofftiere (ohne Abbildung) habe ich sowieso immer in meinem Zimmer behalten, die nehme ich ebenfalls mit in die neue Wohnung, auch wenn sie dort wieder sinnlos und ungebraucht in einer Kiste liegen werden. Aber wie so oft ist das Herz stärker als das Hirn.