Nach der ersten Nacht in der neuen Wohnung nun also gleich die Übernachtung in Brüssel. Das Hotelbett war grösser und vor allem weicher als mein neues 39-Franken-Bett von IKEA zu Hause.
In den Radionachrichten hörte ich, dass im Osten von Brüssel an diesem Tag nur wenige Busse verkehrten: Die Busfahrer streikten, weil einer von ihnen am Vorabend von einem Passagier angegriffen worden sei. Wahrscheinlich wollte sich der Passagier einfach den schlechten Service (siehe Teil 1) nicht gefallen lassen, dachte ich.
Nach dem Frühstück gingen wir zu Fuss in den "Parc du Cinquantenaire" (holländisch "Jubelpark"), wo sich zu beiden Seiten eines Triumphbogens zwei grosse Museen befinden; das "Musée Royal de l'Armée et d'Histoire Militaire" und die "Autoworld".
Die Museen haben sich in zwei separaten Hallen eingerichtet, die - ursprünglich miteinander verbunden - für die belgische Landesausstellung von 1880 errichtet wurden.
Im Musée de l'Armée ist in der grossen Halle fast jedes erdenkliche Flugzeug ausgestellt: vom frühen Gleiter über die Ju-52 bis zum Caravelle-Passagierjet...
... und zum F/A-18-Kampfflugzeug. Eine sehr eindrückliche Sammlung, die einem in dieser altertümlichen Halle vorkommt wie die Pflanzen in einem botanischen Garten.
Was der Pinguin in der Ecke sollte, war mir allerdings nicht klar. Ausserhalb der Luftfahrthalle, die als einzige auch über Mittag geöffnet ist, sind Tausende von weiteren Militaria zu sehen:
Von Helmen und Pickelhauben über Kanonen, Gewehre und die angeblich ältesten ausgestopften Pferde Europas bis zum Feldbett von König Leopold und der Jacht von König Baudouin.
Alles mit einer Grosszügigkeit, wie sie wohl nur in einer ehemaligen Kolonialmacht möglich ist.
Das Dach des Triumphbogens ist ebenfalls zugänglich. Von hier aus sieht man den Park und die Innenstadt.
Am Mittag gingen wir in die benachbarte Autoworld und assen im futuristischen Restaurant (hinten im Bild) zu Mittag, unsere letzte Mahlzeit in Brüssel. Ich gab den belgischen Pommes frites nochmals eine Chance, anders zu sein als unsere, aber sie nutzten sie nicht. Das also würde meine kulinarische Erkenntnis dieser Reise sein: Die Pommes frites sind genau wie bei uns.
Nach dem Essen besichtigten wir das Museum mit seinen etwa 300 ausgestellten Fahrzeugen. Die Exponate sind meist nur französisch und holländisch beschriftet, einige aber auch englisch und deutsch.
Die deutschen Texte sind meistens fehlerfrei, kaum einer ist so falsch wie derjenige zur Ente.
Natürlich darf in Belgien auch Tim nicht fehlen. Gar nicht vermisst hätte ich hingegen das hier, die Entsprechung zum Pinguin im Armeemuseum:
Eine Ecke mit Fecht-Memorabilien, die in einem Automuseum sehr deplatziert wirkt.
Nachher zu Fuss in Richtung Innenstadt bis zum Gebäude der Europäischen Kommission. Ich wollte das unbedingt mal sehen, aber wir schienen die Einzigen zu sein, die sich dafür interessierten.
Vor dem Gebäude liess sich gerade ein britischer Funktionär oder Politiker von einem TV-Team interviewen.
Danach mit der Metro zum Hauptbahnhof, wo ein riesiges Gedränge herrschte, wie ich es nicht jeden Tag ertragen würde. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass das jeden Tag so ist. Wegen dem Busfahrerstreik müssen viele Pendler auf den Zug umgestiegen sein.
In den Zug zum Flughafen wollte dann aber kaum jemand einsteigen, sodass wir schon auf der Fahrt wieder Ruhe hatten.
Wahrscheinlich aus Rache dafür, dass die Swissair ihre Sabena in den Ruin getrieben hat, haben die Belgier den Check-in-Schalter der Swiss in die abgelegenste Ecke des Terminals verbannt.
Wieder blieb ich in der Gepäckkontrolle hängen: Der Kontrolleurin am Röntgengerät kam etwas verdächtig vor, sodass sie ihren Supervisor um Hilfe bat. Ich wusste sofort, was ihr Misstrauen erregt hatte, und packte die beiden Akkus zu meiner Sony-Digitalkamera aus. Dann durfte ich weiter.
Was ich in Zürich schon lange nicht mehr getan habe, machte ich jetzt in Brüssel durch ein Fenster des Terminals: Spotting nämlich. Als ich diese Boeing 747 sah, konnte ich nicht widerstehen und machte einen kleinen Umweg, um sie gut ins Bild zu kriegen. Das Foto wäre gut genug für Airliners.net, aber leider ist die Registrierung des Flugzeugs nicht sichtbar, und den arabischen Namen kann ich nicht lesen, also könnte ich keine Details zum Flugzeug angeben.
Den auf den Rückflug nach Zürich wartenden Airbus A319 der Swiss knipste ich dann beim Boarding fast ohne stehenzubleiben. Hinter mir hörte ich einen Passagier lachen und so etwas sagen wie: "Das Bild wird doch nichts." Kein Zweifel, dass wir wieder unter Schweizern sind, dachte ich verärgert.
Der Rückflug verlief ruhiger als der Hinflug. Im A319 war aber auch nicht wesentlich mehr Platz als im Avro Jumbolino.
An meinem Sitzplatz im Airbus konnte ich dann nochmals nachlesen, wo auf dem Hinflug im Jumbolino die Notausgänge gewesen wären.
Wieder gab es Käsesandwiches, die ich ja nicht mag, aber weil es seit den letzten Pommes frites schon eine Weile her war, nahm ich jetzt eines und ass das Brot. Den Käse entsorgte ich in der Kotztüte, wo er wohl auch gelandet wäre, wenn ich ihn gegessen hätte.
In nur 45 Minuten brachte uns das Flugzeug aus dem schönsten Sonnenschein ins verregnete Zürich.
Nach dem Aussteigen machte ich nochmals kurz ein Bild vom Flugzeug. Mein Vorgesetzter wunderte sich schon eine ganze Weile, warum ich die banalsten Sachen fotografierte, aber da wusste er ja auch noch nicht, was ein Blog ist, und er weiss bis heute nicht, dass ich einen führe.
Dann gingen wir zum Flughafenbahnhof hinunter und stiegen in einen Neigezug, der mir gut bekannt war. Wie schon auf dieser Reise war es einer, mit dessen Taufe ich zu tun gehabt hatte und in dem in jedem Wagen zweimal das Bild einer guten Freundin hängt, das ich gemacht habe. Vielleicht kommt B. ja mal mit nach Brüssel, und vielleicht finden wir dann gemeinsam die Pommes frites, die anders sind als bei uns.